Verwandtschaftsethnologie - PowerPoint PPT Presentation

About This Presentation
Title:

Verwandtschaftsethnologie

Description:

Hinweis: Die Vorlesung findet am 23.01.06 im Museum f r V lkerkunde, Maximilianstr. 42, im gro en Vortragssaal statt. – PowerPoint PPT presentation

Number of Views:19
Avg rating:3.0/5.0
Slides: 12
Provided by: Fra7124
Category:

less

Transcript and Presenter's Notes

Title: Verwandtschaftsethnologie


1
Hinweis Die Vorlesung findet am 23.01.06 im
Museum für Völkerkunde, Maximilianstr. 42, im
großen Vortragssaal statt.
2
Verwandtschaftsethnologie
Verwandtschaft bildet die Grundstruktur in
Gesellschaften ohne Staat, und in Nationalstaaten
beeinflusst die Idee von Verwandtschaft
gleichermaßen zahlreiche Bereiche. Die
Verwandtschaftsethnologie beschäftigt sich mit
der Organisation der Familie (Heiratsregeln,
Erbschaftsfolge, Wahl des Wohnorts, Landrecht,
Namensgebung, Anredeformen etc.) sowie mit dem
Zusammenwirken größerer sozialer Einheiten
(Lineage, Klan, Altersklassen, Kaste etc.).
Ethnologische Feldforschung schließt immer den
Aspekt von Verwandtschaft mit ein.
3
Drei Konzepte
Im Bereich der Verwandtschaft können drei
Konzepte unterscheiden werden Abstammung oder
Deszendenz vertikale Dimension Blutverwandtscha
ft (agnatische Beziehungen) horizontale
Dimension Affinität (eheliche Bindung, Beziehung
zu den Brautgebern) laterale Beziehungen Diese
Konzepte bilden die Grundlage für einen
wertneutralen Vergleich.
4
Drei Ebenen von Verwandtschaft
In vielen Gesellschaften durchdringt
Verwandtschaft nahezu jeden Bereich des täglichen
Lebens. Needham hat eine sinnvolle Unterscheidung
von drei analytischen Ebenen vorgeschlagen Die
Ebene des Handelns, also Empirie, Pragmatik (wer
heiratet wen?), die somit statistisch erfassbar
ist. Die Ebene der normativen Erwartungen, der
Haltungen, der Institutionen, der Terminologie,
der Erb- und Heiratsregeln (wer sollte wen
heiraten?). Die Ebene der Vorstellungen, der
Wertideen, der Ideologie (Egalität oder
Hierarchie), Grundannahmen (Gender etc.).
5
Der Vorteil der Vergleichbarkeit
Im Gegensatz zu anderen universalen Aspekten (wie
Macht oder Ritual) lässt sich eine Ebene von
Verwandtschaft, die der Regeln und der
Terminologie, leicht formalisieren. Fragen zur
Terminologie könnten beispielsweise lauten Wie
bezeichnen Sie Vaters Bruder, und wie bezeichnen
Sie Mutters Bruder, wenn Sie von der Person zu
einem Dritten sprechen? Oder Wie bezeichnen
Sie Vaters älteren Bruder, und wie Vaters
jüngeren Bruder? Die Antworten verweisen auf
Abstammungsregeln und Vorstellungen über
Hierarchie.
6
Verwandtschaftsmodelle, Zeichen und Abkürzungen
Kreis - weibliche Person Dreieck - männliche
Person Eine horizontale Linie verbindet
Geschwister. Zwei horizontale Linien verbinden
Ehepartner. Vertikale Linien verbinden
Generationen. Abkürzungen M Mutter F Vater
B Bruder Z Schwester D Tochter, S
Sohn e älter, y jünger Folglich werden als
Onkel bezeichnet FB oder MB, als Tante MZ
oder FZ und als Cousin bspw. FBS oder MZS
7
Lewis Henry Morgan (1870) Terminologie der
Verwandtschaft
Den Grundstein für eine vergleichende
Verwandtschafts-forschung legte L. H. Morgen
(1870) als er erkannte, dass weit entfernt
lebende Indianergruppen Parallelcousinen (Kinder
von FB und MZ) mit dem gleichen Begriff wie
Brüder und Schwestern bezeichneten und von
Kreuzcousinen unterschieden (Kinder von FZ und
MB). Die gleiche Form der Klassifizierung wies er
später mit weltweit verschickten Fragebögen in
zahlreichen Gesellschaften nach und erkannte in
der Verwandtschaftsterminologie ein stabiles und
strukturiertes Kulturelement.
8
W.H.R. Rivers (1906) Die
genealogische Methode
Rivers zeichnete als erster Feldforscher
Genealogien am Beispiel der Toda auf, um
Deszendenz und Allianzen zu dokumentieren. Die
Toda lebten bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts in
einer südindischen Rückzugsregion, haben eine
eigene Sprache, eine eigene Religion und ein
einzigartiges Verwandtschaftssystem, das in
seiner Terminologie jedoch dem verbreiteten
dravidischen (bereits von Morgan in Nordamerika
entdeckten) System entspricht. Im Anhang der
Monografie wurde nahezu jede der etwa eintausend
Personen umfassenden Gruppe in einem
genealogischen System dokumentiert.
9
Toda in Südindien
Die Gesellschaft der Toda besteht aus zwei
endogamen Hälften (Moieties), die jeweils in
exogame Klane gegliedert sind. Ihr polyandrisches
Heiratssystem machte eine Frau stets zur Gattin
von mehreren Brüdern. Neben der Ehe sind weitere
sexuelle Beziehungen außerhalb der Moiety
gestattet und institutionalisiert. Die legale
Vaterschaft übernimmt der Ehemann (oder einer
seiner Brüder) im siebten Monat der
Schwangerschaft. Toda unterscheiden somit
zwischen einer rechtlichen und einer biologischen
Vaterschaft. Abgesehen von einigen
Sonderfällen dieser viehzüchtenden Vegetarier
fügt sich ihre kulturelle Konstruktion in den
südindischen Kontext.
10
Claude Lévi-Strauss (1949) Kusinenheirat als
Allianz
Lévi-Strauss (1949) sah im Inzestverbot das Gebot
zur Exogamie und somit zum Frauentausch, der in
systematischer Form die Grundlage von
regelmäßigen Beziehungen zwischen Gruppen wurde.
Eheschließungen bilden Allianzsysteme, die
Brautgeber und Brautnehmer miteinander verbinden.
Perfekte Allianzsysteme bilden die beiden Formen
der Kreuzcousinenheirat, deren matrilaterale
Variante ein direktes Tauschsystem (potentiell
stabil), und deren patrilaterale Variante einen
verzögerten Tausch (potentiell dynamisch)
bewirken (siehe Fotokopie aus M. Oppitz).
11
Forschungstendenzen
Im Gegensatz zum Funktionalismus und
Strukturalismus findet die Verwandtschaftsethnolog
ie im Postmodernismus ungeachtet der großen
Bedeutung wenig Beachtung. Die Möglichkeit der
Formalisierung von Verwandtschaft, die einst als
große Chance begriffen wurde, gilt heute als
reduktionistisch. Interpretierende Arbeiten
lehnen Verwandtschaft als Forschungsgegenstand
oft ab, weil er ein separates Teilgebiet
suggeriere, das in der ethnografischen Realität
nicht existiert. Dennoch wird in weiten Teilen
der Welt heute verwandtschaftlich gedacht und
im Rahmen von konkreten Verwandtschaftssystemen
gehandelt.
Write a Comment
User Comments (0)
About PowerShow.com