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Einf

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Title: Vorlesung: Author: Werner J. Patzelt Last modified by: lempp Created Date: 3/25/2004 3:07:06 PM Document presentation format: Bildschirmpr sentation – PowerPoint PPT presentation

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Title: Einf


1
Einführung
  • Kultur- und sozialwissenschaftliche
    Evolutionstheorie

2
Weg der Einführung
vom Allgemeinen zum Besonderen
  • Schaffung eines Gesamtbildes (Patzelt)
  • (Fehl-) Wahrnehmungen der Evolutionstheorie
  • Anschlußstellen zwischen Evolutionstheorie und
    Politikwissenschaft
  • Grundstruktur des Evolutorischen
    Institutionalismus
  • vertiefendes Nacharbeiten zentraler
    evolutionstheoretischer Konzepte (Lempp)
  • zentrale Theoreme der biologischen
    Evolutionstheorie (Synthetische Theorie,
    Systemtheorie der Evolution)
  • Was ist und wie entsteht die Allgemeine
    Evolutionstheorie?
  • Vertiefende Einführung in den Evolutorischen
    Institutionalismus (Patzelt)
  • Was ist eine Institution?
  • Wie wandeln sich Institutionen?
  • Was ist und bringt Institutionenmorphologie?

3
Einführung I
  • Schaffung eines Gesamtbildes
  • (Fehl-) Wahrnehmungen der Evolutionstheorie
  • Anschlußstellen zwischen Evolutionstheorie und
    Politikwissenschaft
  • Grundstruktur des Evolutorischen
    Institutionalismus

4
EvolutionstheorieFehlwahrnehmungen und deren
Korrektur
  • Evolution Gegenbegriff zu Revolution, d.h.
    schrittweiser nicht revolutionärer Wandel
  • im Kern nicht falsch aber regulative
    Katastrophen im Verlauf von Evolutionsprozessen
    sowie das Zusammenbrechen von Systemen in
    evolutionären Sackgassen sind von
    Revolutionen im Grunde nicht zu unterscheiden
  • ferner als bloßer Gegenbegriff bleibt der
    Begriff der Evolution inhaltlich leer, besagt
    nicht mehr als Wandel und ist dann nur eine
    sprachliches Prunkstück, doch kein analytisches
    Werkzeug
  • Evolution ein Begriff aus der Biologie, welcher
    in die Geistes- und Sozialwissenschaften zu deren
    Nachteil naturwissenschaftlichen Reduktionismus
    einführt. In Wirklichkeit aber
  • ist das Evolutionsdenken ist seit der Aufklärung
    eine verbreitete Form der Reflexion über
    geschichtliches Werden schlechthin (?
    Geschichtstheorie, Geschichtsphilosophie)
  • wurde seit dem gleichen Zeitalter in den
    Wirtschaftswissenschaften nach den Ursachen und
    Formen der so unübersehbar selbst-organisierenden
    Prozesses des Werdens und des Wandels
    wirtschaftlicher Ordnungsformen gesucht und dabei
    einiges Wegweisende gefunden (z.B. das Konzept
    der unsichtbaren Hand)
  • übernahm Darwin das Evolutionskonzept und die aus
    den genannten Quellen verfügbaren Denkweisen von
    den für ihn zeitgenössischen Sozialwissenschaften
  • Folglich
  • muß der Evolutionsbegriff durch eine klare,
    möglichst jede Form von Wandel erklärende Theorie
    inhaltlich gefüllt werden
  • kehrt mit einer kulturwissenschaftlichen
    Evolutionstheorie in die Sozialwissenschaften
    nur das zurück, was einst von ihnen ausging und
    zunächst in den Naturwissenschaften Karriere
    machte

Achtung Es gibt gute Gründe, die
Evolutionstheorie nicht nur auf die Entwicklung
biologischerund sozialer Strukturen anzuwenden,
sondern auch auf die von anorganischen Strukturen!
5
Kulturwissenschaftliche Evolutionstheorie
  • übernimmt NICHT die biologische
    Evolutionstheorie in die Kultur- und
    Sozialwissenschaften
  • sondern
  • arbeitet den Theoriekern von Evolutionstheorie
    aus deren bislang erfolgreichster Anwendung der
    biologischen durch Abstraktion heraus (vgl.
    strukturalistische Wissenschaftstheorie und
    non-statement view von Theorien im Anschluß an
    J.D. Sneed, 1971)
  • verwendet das durch Richard Dawkins und Susan
    Blackmore erschlossene Konzept des Mems (
    kopierbares kulturelles Muster) ganz parallel
    zum Begriff des Gens ( kopierbares chemisches
    Muster) in allen evolutionstheoretischen
    Aussagen (? Info)
  • erfaßt über Theorien zur Konstruktion sozialer
    Wirklichkeit (v.a. aus der Ethnomethodologie,
    anschließend verbunden mit dem Dresdner Ansatz
    institutioneller Analyse) die
    Eigentümlichkeiten der Hervorbringung und
    Stabilisierung sozialer Strukturen, die ja von
    ganz anderer und viel komplexerer Beschaffenheit
    sind als biologische oder gar anorganische
    Strukturen
  • wendet schließlich auf den gemäß (3)
    konzeptualisierten Gegenstand soziokultureller
    Wirklichkeit zur Analyse von dessen Wandel die
    gemäß (1) gewonnenen und gemäß (2)
    operationalisierten evolutionstheoretischen
    Konzepte an.
  • Obendrein werden die Gegenstände der Kultur- und
    Sozialwissenschaften im Schichtenbau der
    Wirklichkeit verortet und insofern AUCH doch
    nicht reduktionistisch! von ihren rein
    biologisch zu erklärenden tiefenstrukturellen
    Prägefaktoren her verstanden.

6
Memetik
  • Ist die Weiterführung der Einblicke in den (rein
    chemisch ablaufenden) genetischen
    Replikationsmechanismus ins Verständnis
    kultureller Replikationsmechanismen
  • deren Grundeinheit kulturelle Muster, die
    nachgeahmt und auf diese Weise tradiert werden
    können (Verhalten, Reden, Denken Begriff Mem
    bzw. Memplex), und zwar
  • entweder unmittelbar durch Nachahmung, z.B. durch
    Nachsingen einer Melodie oder Befolgen eines
    Rollenmodells
  • oder mittelbar durch Erlernen von Regeln, bei
    deren Anwendung das zu tradierende Muster neu
    entsteht, z.B. durch Erlernen der Notenschrift
    und der Fähigkeit, die in Notenschrift codierte
    Melodie auf einem Instrument zum Klingen zu
    bringen, oder durch Erlernen und Befolgen jener
    Regeln, die eine soziale Rolle konstituieren
  • Meme/Memplexe sind die Durchführungsmittel
    sämtlicher Prozesse sozialer Struktur-, Rollen-,
    Organisations- und Institutionenbildung.
  • begriffliche Schnittstelle
  • biologische Evolutionstheorie Weitergabe jener
    Informationen, aus welchen Strukturen
    reproduziert werden, in chemisch codierter Form,
    nämlich in Genen
  • soziologische Evolutionstheorie Weitergabe jener
    Informationen, aus welchen Strukturen
    reproduziert werden, in kulturell codierter Form,
    nämlich in Memen
  • Es zeigt sich Alle Theoreme der
    Evolutionstheorie, in denen der Begriff des
    Gens bzw. dessen Derivate (Genpool und Genotyp
    sowie Phän, Phänpool und Phänotyp) eine Rolle
    spielen, bleiben empirisch sinnvoll, wenn in sie
    der parallele Begriff des Mems und dessen
    Derivate eingesetzt werden (Mempool und Memotyp
    sowie Phäm, Phämpool und Phämotyp).

7
Schichtenbau sozialer Wirklichkeit
  • (Mit-) Prägung von Systemen auf allen
    Wirklichkeitsschichten durch die Wirkung jeweils
    höherer und (!) niedrigerer Schichten doch
    keinerlei Determination und somit auch
    keinerlei Reduktionismus
  • Entstehen von neuartigen Systemeigenschaften auf
    den jeweils höheren Schichtebenen (Emergenz)
    doch keineswegs unabhängig von jenen
    Voraussetzungen, welche das Milieu der
    niedrigeren und höheren Schichten dem jeweiligen
    Sys- tem bietet

? neue Systeme entstehen jeweils zwischen
zwei schon bestehenden Schichten
globale natürliche Umwelt
internationales System
supranationale Systeme
Makroebene
nationalstaatliche politische Systeme
Organisationen / Institutionen
bieten die Bestandteile (constituents)
Mesoebene
setzen Rahmenbedingungen (constraints)
Rollen, Rollengefüge, Kleingruppen
hier und jetzt lebende Einzelmenschen
Mikroebene
(kulturspezifische) Wissensbestände,
Deutungsroutinen, Normen
genetisch verankerte Repertoires von
Wahrnehmung, Informationsverarbeitung,
Empfindung und Verhalten
molekulare und (sub-) atomare Umwelt
8
politikwissenschaftliche Anschlußstellen der EvTh
  • Politik Zusammenwirken von
  • policy politische Inhalte
  • politics politische Prozesse
  • polity politische Strukturen
  • Für politische Systembaukunst ( political
    engineering) von jeher wichtig und interessant
  • polity dauerhafte politische Strukturen (v.a.
    Institutionen), die ihrerseits zu den
    Rahmenbedingungen aller im System ablaufenden
    politics und implementierbaren policies
    werden und weiterer Systementwicklung ihre
    Voraussetzungen abgeben.
  • Bei näherer Betrachtung ist leicht zu erkennen
  • längerfristig bestandsfähige politische
    Strukturen (Institutionen, Organisationen), die
    immer wieder neue Mitglieder anziehen,
    sozialisieren, zu ihren Trägern machen und
    ihrerseits selbst dann weiterbestehen, wenn die
    Mitglieder sie durch Austritt oder Tod verlassen,
    haben sehr viel gemein mit jenen biologischen
    Arten (z.B. dem Menschen selbst), die einmal
    geprägt weiterbestehen, selbst wenn die jeweils
    die Art gerade tragenden Individuen sterben.
  • Also liegt die Frage nahe, ob jene Theoreme,
    welche uns das Entstehen, Bestehen, sich Wandeln
    und Vergehen von biologischen Arten erklären,
    wohl auch nützlich wären, um uns das Entstehen,
    Bestehen, sich Wandeln und Vergehen von
    (politischen) Institutionen bzw. Organisationen
    erklären könnten.
  • falls ja, wäre für die Analyse der (politischen)
    Struktur- und Institutionengeschichte ein überaus
    nützlicher Ansatz gewonnen, der über die
    Möglichkeiten reiner Historiographie weit
    hinausgeht.
  • Eben dieser Vermutung geht mit sich
    abzeichnender großer Rendite der Evolutorische
    Institutionalismus nach.
  • Ihn gälte es darum der Politikwissenschaft als
    neuen Ansatz der Parteien-, Verbände-,
    Verwaltungs-, Regierungs- und Parlamentarismusfors
    chung zu erschließen.

9
Leitgedanken des Evolutorischen Institutionalismus
  • Fragestellung
  • Wie entstehen, stabilisieren und wandeln sich
    institutionelle Strukturen?
  • Wie lassen sich die dabei ablaufenden komplexen
    historischen Prozesse über eine Beschreibung
    ihrer Faktizität hinaus erfassen?
  • D.h. Welche im Hintergrund geschichtlicher
    Prozesse wirkenden Regelmäßigkeiten lassen sich
    auf Theorieebene erkennen und somit allen
    konkreten Analysen geschichtlicher Prozesse
    zunächst heuristisch-hermeneutisch, sodann
    analytisch-explanatorisch zugrunde legen?
  • Grundrichtung der Antwort
  • Wenn die biologische Evolutionstheorie diese
    Fragen hinsichtlich der Entstehung,
    Stabilisierung und des Wandels biologischer
    Strukturen erfolgreich und offenbar empirisch
    wahr beantwortet warum sollten dann ihre
    Kategorien und Theoreme nicht auch hilfreich sein
    für die Beantwortung der ganz parallelen Frage
    nach der Entstehung, Stabilisierung und dem
    Wandel sozialer bzw. institutioneller Strukturen?
  • Ausprobieren!
  • Allerdings
  • Soziale/institutionelle Strukturen sind etwas
    ganz anderes als biologische Strukturen, so daß
    eine simple Parallelisierung von Begriffen und
    Theoremen allenfalls heuristisch interessant sein
    kann, doch weit hinter dem zurückbleibt, was
    anzustreben ist.

10
Die Theoriestruktur des Evolutorischen
Institutionalismus
kognitive Landkarte zum gesamten
Forschungsfeld Schichtenbau der Wirklichkeit
Theorie- und Forschungsbereiche, aus denen
analytisches Werkzeugzu gewinnen war
Ausgangs- und Zentralfrage Wie entstehen,
stabilisieren und wandeln sich institutionelle
Strukturen?
  • Theoriekandidaten mittlerer Reichweite v.a.
  • Historischer Institutionalismus
    (Pfadabhängigkeit )
  • Rational choice-Institutio- nalismus
    (Stabilitäts- bedingungen )
  • ökonomische Populationsöko- logie
    (strukturelle Trägheit )

konkretisierende Anschlußfragen
- Was sind institutionelle Strukturen als
sozialer Aggregatzustand zwischen Wandel und
Dauer?
- Wie kommen soziale Strukturen als Ausgangs-
material institutioneller Strukturen überhaupt
zustande?
  • Allgemeine Evolutionstheorie
  • Bindeglied zur institutionellen Analyse
    Memetik
  • Bindeglied zu praktischen Fragen des
    Institutionen- wandels Evolution als
    evaluierbarer Lernprozeß

- Wie wandeln sich (insti- tutionelle)
Strukturen?
  • Wie methodisch ansetzen?

- Erklärung geschichtlicher Verlaufsmuster -
Institutionenmorphologie - Evaluation
institutioneller Lernprozesse
? Wie über derlei hinausgelangen?
? enge, noch näher zu erkundende Verwandtschaft
mit der Evolutorischen Ökonomik
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Gewinnung und Anwendung der Allgemeinen
Evolutionstheorie
? Übersetzungstabelle
Allgemeine Evolutionstheorie
gegenstandsspezifische Konkretisierung durch
gegenstandsangemessene Anwendung ihrer Konzepte
und Theoreme auf nicht-biologische empirische
Referenten
Sozialwiss. Evolutionstheorie
KEINE bloße Heuristik oder Analogie !!
Entwicklung von Institutionen( sozialer
Strukturen)
erfaßt durch die biologische Evolutionstheorie
von Darwin über die Synthetische Theorie
weiterentwickelt zur Systemtheorie der Evolution
kulturwissenschaftl. Evolutionstheorie
Entwicklung von Kompositions- und Maltechniken,
Baustilen, Dichtungsformen, Denkgebäuden (
kultureller Strukturen)
Entwicklung der Arten ( biologischer Strukturen)
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Übersetzungstabelle (Auszug)
biologische Evolutionstheorie
soziologische Evolutionstheorie
  • Gen, Genom
  • epigenetisches System
  • Phän
  • Art
  • Grundbauplan
  • Generation jeweils neue Organismen der Art,
    geschaffen über genetische Replikation
  • Mem, Memplex
  • epimemetisches System
  • Phäm
  • Institution
  • Grundbauplan, institutionelle Form
  • Generation jeweils neue Mitglieder einer
    Institution, geschaffen über memetische
    Replikation ( institutions-spezifische
    Sozialisation)

gleiche Begriffe Variation, Mutation,
Rekombination innere und äußere
Selektionsfaktoren Passung und Fitneß
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Evolutionstheorie I
biologische Basis allen sozialen Handelns und
somit auch der Institutionenbildung
aber nicht der zentrale Anwendungs- bereich der
Evolutionstheorie im Evolutorischen
Institutionalismus!
  • (Human-) Ethologie zeigt Vieles Verhalten, das
    auch Menschen an den Tag legen, taucht schon im
    Tierreich auf und wird folglich eine nicht allein
    kulturelle, sondern bereits kreatürliche
    (biologische) Grundlage haben.
  • darunter Territorialität, Possessivität,
    Rangstreben, Kooperationsfähigkeit,
    Bestrafungsbereitschaft
  • dieser Befund ist sozialwissenschaftlich
    fruchtbar zu machen über eine Theorie des
    Schichtenbaus sozialer Wirklichkeit
  • Spieltheorie und Populationsökologie zeigen
    Nicht alle Verhaltensweisen sind auf Dauer gleich
    stabil, weswegen sich in lange bestehenden
    Systemen unterschiedliche Handlungsstrategien in
    unterschiedlichen Häufigkeiten finden werden und
    es höchst plausible Muster im Auf und Ab ihrer
    jeweiligen Häufigkeiten gibt
  • darunter Habicht/Taube-Relation, do ut
    des-Muster von Kooperation (tit for tat-
    cooperation), reziproker Altruismus
  • sozialwissenschaftlich fruchtbar zu machen durch
    Einbau solcher Einsichten in Theorien nachhaltig
    stabilen sozialen Handelns und der
    Institutionenbildung
  • Soziobiologie erklärt Die grundlegende
    Fähigkeit, so zu handeln und derlei
    Handlungsstrategien auch wechselseitig zu
    unterstellen, wird zwar zufällig entstanden sein,
    hat sich aber deshalb so weit verbreitet,
  • weil Populationen mit anderen Handlungsstrategien
    nicht nachhaltig stabil waren bzw.
  • weil Populationen mit selbstverständlicher
    Fähigkeit sowohl zur Kooperation als auch zur
    Bestrafung kooperationsverweigernden Verhaltens
    in der Konkurrenz um knappe Ressourcen immer
    wieder gewannen und sich samt ihren Eigenschaften
    somit stärker verbreiteten als ihre Konkurrenten.

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Soziale Strukturen
Keineswegs sind soziale Strukturen
Naturtatsachen wie chemische oder
physiologische Strukturen. Sie sind vielmehr
höchst störungsanfällige Kulturtatsachen, die
einer gesonderten theoretischen Erfassung und
Erklärung bedürfen.
  • sind fragile, stets der Reproduktion bedürfende
    Prozeßprodukte
  • Ordnung ein Prozeß !
  • entstehen, werden reproduziert, modifiziert
  • anhand von ethniespezifischen (kulturspezifischen
    ) Wissensbeständen, also auch geprägt von deren
    Ordnung (? Kanonisierung)
  • mittels wirklichkeitskonstruktiver Methoden
    (Interpretationsverfahren, Darstellungstechniken,
    szenischen Praktiken), deren formalpragmatische
    Merkmale sich präzis beschreiben lassen und
    welche darum als tertium comparationis
    weitgespannter Vergleichsstudien verwendet werden
    können
  • im Rahmen von Machtbeziehungen, deren Macht oft
    kunstvoll verdeckende Methodik (politics of
    reality) ebenfalls formalpragmatisch präzis zu
    beschreiben ist
  • letztlich auf kreatürlicher (biologischer)
    Grundlage
  • Forschungen von (Human-) Ethologie,
    Soziobiologie, Populationsökologie
  • bilden die zentrale konzeptuelle Schnittstelle
    zwischen institutioneller Analyse und
  • Ethnomethodologie Wie entstehen soziale
    Strukturen im Alltagsleben immer wieder neu, und
    wie werden sie, trotz aller Störungen des
    alltagspraktischen reality work, oft so
    verläßlich aufrechterhalten?
  • Evolutionstheorie Wie werden soziale Strukturen
    weitergegeben und dabei bei welchen
    Voraussetzungen und Folgen selektiert,
    modifiziert oder beibehalten?

15
Reproduktion sozialer Strukturen
Leitgedanken der Verbindung von
institutioneller Analyse mit einesteils
Ethnomethodologie und andernteils
Evolutionstheorie
  • Zwei Aufgaben der Reproduktion sozialer
    Strukturen
  • lokal-situative Geltungssicherung durch reality
    work
  • Beispiel Sicherung der normalen
    Alltagswirklichkeit in einem Parlament oder
    Kloster
  • vergleichender Forschungsansatz
    ethnomethodologische Studien zu Wissensbeständen,
    Interpretationsverfahren, Darstellungstechniken
    und szenischen Praktiken
  • Weitergabe an solche Personen,
  • die neu in ein bereit bestehendes Gefüge sozialer
    Strukturen eintreten (Novizen) und
  • von denen dessen bisherige Träger wünschen, sie
    möchten dieses Gefüge später als kompetente
    Mitglieder ihrerseits weitertragen
  • Beispiel Sozialisation neuer Abgeordneter oder
    von Novizen eines Ordens
  • vergleichender Forschungsansatz
    evolutionstheoretische Studien zur Weitergabe von
    Wissensbeständen, Deutungsmusternund kompetent
    beherrschten szenischen Praktiken

Analyse von Institutionalität
Analyse von Geschichtlichkeit
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Weitergabe von sozialen Strukturen an Novizen
z.B. Man erlernt ein Amt durch Nachahmung seines
Vorgängers oder spielt ein Musikstück nach Gehör
  • weiterzugeben sind
  • Wissensbestände
  • Deutungsmuster
  • kompetent beherrschteszenische Praktiken
  • zwei Weitergabeweisen
  • nicht in allen Fällen gleichermaßen (gut)
    anwendbar!
  • Weitergabe von Wissensbeständen, Deutungsmustern,
    Handlungskompetenzen und szenischen Praktiken
    durch Lehren und Lernen, durch Vormachen,
    Nachahmen und Einüben, d.h. durch Kopieren
  • Vermittlung jener Regeln und regelanwendenden
    Kompetenzen, anhand welcher die weiterzugebenden
  • Wissensbestände persönlich neu aufgebaut werden
    können,
  • Deutungsmuster persönlich angemessen
    zusammengestellt
  • einschlägige szenischen Praktiken persönlich
    ausfindig gemachtund kompetent an den Tag gelegt
    werden können
  • d.h. durch Zurkenntnisnahme und Anwenden einer
    Regel
  • kulturelle Muster
  • in der Sprache der Allgemeinen Evolutions-
    theorie Meme, bzw. (als Konfiguration
    miteinander verbundener Meme) Memplexe

kombinierbar!
voraus-setzungs-arm fehler-trächtig
voraussetzungs-reich wenig fehlerträchtig
  • Die weiterzugebenden Meme bzw. Memplexe
    brauchen Trägermedien, z.B. Papier für Text,
    CDs für Musik, Menschen für Handlungsmuster,
    Institutionen für Rituale.

zusammenfassender Begriff memetische
Replikation
Name Vehikel (des Mems oder Memplexes)
z.B. Man erlernt ein Amt durch Studium und
Befolgung der Geschäftsordnung oder spielt ein
Musikstück nach Noten
17
Memetische Replikation
? Dawkins (1976) und Blackmore (2000) haben
gezeigt Die Mechanismen (nicht die Biologie,
die Chemie !) memetischer Replikation und
genetischer Replikation sind gleich.
Evolutionstheorie II
  • Mem / Memplex eine Informationseinheit, die
    weitergegeben (repliziert) werden kann
  • Beispiele
  • Wissensbestände Wörter einer Sprache,
    Information über Sachverhalt, Argument, Gedicht,
    Melodie
  • Deutungsmuster Wie versteht ein kompetentes
    Mitglied der Gruppe X den Sachverhalt Y?
  • szenische Praktiken Leiten einer Sitzung,
    Dirigieren eines Chors, Durchführung eines
    religiösen Ritus
  • Hinsichtlich ihrer Replikationsfähigkeit
    unterscheiden sich Meme u.a. in ihrer
  • Einfachheit und Plausibilität In beiden Fällen
    größere Repliktionschancen!
  • Wiedergabetreue große oder geringe
    Übereinstimmung des durch Kopieren oder
    Regelanwendung übernommenen kulturellen
    Musters mit dem Original (? Variation,
    Rekombination, Mutation )
  • Langlebigkeit Wie lange wird ein kulturelle
    Muster als solches erkannt und durch
    Kopierenoder durch Anwendung einer es
    reproduzierenden Regel weitergegeben? (?
    Retention)
  • Fruchtbarkeit Wie oft wird mehr oder minder
    wiedergabetreu, gleich ob durch Kopieren oder
    reproduzierende Regelanwendung ein kulturelles
    Muster repliziert? (? Durchsetzung in der
    Konkurrenz mit anderen Memen)
  • Auf die Replikationsfähigkeit haben die
    Eigentümlichkeiten der Vehikel Einfluß
  • Wiedergabetreue meist groß, wenn z.B. ein
    komplexes Musikstück von einem Orchester
    nachNoten gespielt wird meist gering(er), wenn
    es vom Orchester einer CD nachgespielt wird
  • Langlebigkeit meist groß, wenn das Vehikel
    dauerhaft ist (z.B. Steintafeln für einen
    Berichtüber eigene Taten) meist gering(er),
    wenn das Vehikel vergänglich ist (z.B. Regiestile
    vor der Erfindung von Film und Video)
  • Fruchtbarkeit meist groß, wenn das Vehikel weit
    verbreitet ist (z.B. Bilder als Dateien im
    JPG-Format) meist gering(er), wenn kaum einer
    mehr das Vehikel kennt (z.B. Gedanken in einem
    vergriffenen und vergessenen Buch)

? Selektion setzt an sowohl bei den Memen als
auch bei deren Vehikeln
Achtung Die Evolutionsmechanismen sind ausgelegt
auf die Weitergabe von Genen / Memen, nicht aber
auf die Erhaltung der Vehikel von Genen / Memen
wie etwa Menschen und Institutionen !
18
Evolutionstheorie II
Schnittstelle biologische Art ? Institution
Organismus ? Mitglied
einer Institution
Vokabellernen
Memetik (hier bezogen auf institutionelle
Analyse)
Genetik
  • Gen Abschnitt auf der DNS, von dem aus in
    vielen Zwischenschritten der Gewebe-aufbau von
    Zellen gesteuert wird
  • Genpool Gesamtheit der Gene einer Art
  • Genotyp spezielle Konfiguration der Gene in
    einem Organismus einer Art
  • Phänotyp die konkrete Gestalt, die auf der
    Grundlage seines Genotyps ein Orga-nismus einer
    Art im Lauf seines Lebens unter dem Einfluß
    seiner Umwelt (Nische) annimmt
  • Phänpool Gesamtheit der phänotypi-schen
    Variationen der Organismen einer Art
  • genetische Replikation Kopieren eines
    DNS-Abschnitts
  • Gendrift Veränderung des Genpools einer Art
  • Mem kulturelles Muster (geborgen in einem
    Vehikel) von dem aus der Aufbau sozialer
    Strukturen gesteuert wird (? Ethnomethodologie)
  • Mempool Gesamtheit der kulturellen Muster
    einer Institution
  • Memotyp spezielle Konfiguration der
    kulturellen Muster, welche sich ein
    (kompetentes) Mitglied einer Institution
    angeeignet hat
  • Phämotyp der konkrete Habitus, den auf der
    Grundlage seines Memotyps ein Mitglied einer
    Institution in Lauf seiner Mitgliedschaft in der
    Institution unter dem Einfluß seiner Umwelt
    (Nische) annimmt.
  • Phämpool Gesamtheit der phämotyp-ischen
    Variationen der Mitglieder einer Institution,
    d.h. ihrer konkreten Wissens-bestände,
    Deutungsroutinen und szenischen Praktiken
  • memetische Replikation Weitergabe eines
    kulturellen Musters
  • Memdrift Veränderung des Mempools einer
    Institution

? Der genetische Replikationsmechanismus ist nur
ein Sonderfall eines allgemeinen
Replikationsmechanismus, der seinerseits nicht
bloß auf molekularer Ebene, sondern ebenso auf
neuronaler und sozialer Ebene abläuft.
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basaler kultureller Evolutionsmechanismus
Generation bei Institutionen die Kohorte der
zu einem gemeinsamen Zeitpunkt eintretenden
Novizen mit den gleichen Überlappungen, wie sie
sich bei einer biologischen Art im Zusammenleben
von Großeltern, Eltern und Kindern ergeben.
? keinerlei Biologismus oder Reduktionismus!
  • Eine Institution zieht neue Mitglieder an
    (Novizen) und sozialisiert sie (memetische
    Replikation).
  • Dabei kommt es zu Variation im Mempool Die
    Novizen haben unterschiedliche Hintergründe,
    weswegen sie die vermittelten kulturellen
    Muster nicht völlig identisch, sondern auch mehr
    oder minder unterschiedlich auffassen und sich
    variantenreich anverwandeln.
  • Immer wieder kommt es auch zu Mutationen
    (Weitergabefehlern) bei der memetischen
    Replikation
  • Meme werden auch aufgrund von Problemen mit
    ihren Vehikeln fehlerhaft weitergegeben
  • Meme werden kreativ neu- oder mißverstanden bzw.
    in neue, anderen Sinn stiftende Kontexte gerückt
  • Meme werden in bisher unbekannter Art neu
    kombiniert
  • neue Meme werden aus Negationen oder Abwandlungen
    bisheriger Meme erzeugt.
  • Viele Memvariationen oder Memmutationen
    (Memvarianten) werden
  • folgenlos sein
  • nicht zu nachhaltig stabilen Verhaltensmustern
    und sozialen Strukturen führen, da sie nicht zu
    den handlungsleitenden Selbstverständlichkeiten
    in der Institution oder zu den zu erfüllenden
    funktionellen Anforderungen passen (Fitness
    innere Selektionsfaktoren vs. äußere
    Selektionsfaktoren).
  • Manche Memvarianten werden aber so gut zu den
    bisherigen handlungsleitenden Selbstverständlichk
    eiten ( inneren Selektionsfaktoren) in der
    Institution und zu den von der Institution zu
    erfüllenden Funktionen ( äußere
    Selektionsfaktoren) passen, daß ihre Träger (
    entsprechend sozialisierte Mitglieder) in
    Konkurrenz mit anders sozialisierten
    Institutionsmitgliedern größere Durchsetzungs-
    und Karrierechancen haben ( memetische
    Reproduktionsvorteile).
  • Diese Memvarianten werden dann auch besonders
    große Chancen weiterer Weitergabe haben, womit
    sich im Lauf der Zeit der Mempool der Institution
    verändert und es zur Memdrift kommt. Diese mag im
    Nachhinein wie ein logischer oder notwendiger
    Prozeß anmuten, verdankt ihre Richtung aber nur
    dem Wechselwirken von zwei Faktoren
  • zufällige Memvariationen und Memmutationen (?
    Kontingenz)
  • größere Durchsetzungschancen solcher
    Memvarianten, die (1) zu den wirksamen
    kulturellen Mustern einer Institution und (2)
    zu den von ihr zu erfüllenden funktionellen
    Anforderungen passen, also die Filterwirkung
    sowohl der inneren (1) als auch der äußeren (2)
    Selektionsfaktoren überstehen.
  • Auf genau diese Weise sind die kulturellen
    Voraussetzungen ( intern) einer Institution
    sowie die funktionellen Anforderungen an sie (
    extern) höchst folgenreich für institutionelle
    Evolutionsprozesse.

Kerngedanken der Syntheti-schen Theorie der
Evolution
? kann unabsichtlich oder absichtlich geschehen,
letzteres etwa bei Reformen
Kerngedanken der Systemtheorie der Evolution
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Steuerungsmuster von Replikationsprozessen
  • Bildung und Reproduktion von Institutionen
    vollziehen sich auf der Grundlage vieler an sich
    verfügbarer kultureller Muster ( Meme,
    Memplexe), von denen meist nur ein Teil jenem
    Handeln zugrunde gelegt wird, das seinerseits
    soziale Strukturen produziert, stabilisiert,
    modifiziert usw.
  • Beispiel Binnen weniger Jahrzehnte ließ sich in
    Deutschland der so unterschiedliche
    Parlamentarismus Weimars, des III. Reiches, der
    Bundesrepublik Deutschland und der DDR aufbauen
    und stabilisieren, ohne daß die in Deutschlands
    politischer Kultur verfügbaren Muster ( Meme,
    Memplexe) sich grundsätzlich verändert hätten.
  • Frage Wie wird gesteuert, welche der an sich
    verfügbaren Meme jeweils in welcher Weise und
    Reihenfolge handlungsleitend verwendet und
    institutionenbildend kombiniert werden?
  • Antwort aus der Systemtheorie der Evolution
  • Reformulierung der Frage Wie wird gesteuert,
    welche Elemente des Mempools einer Institution
    aktiviert, in einer bestimmten Hierarchie und
    zeitlichen Abfolge kombiniert, dergestalt bei der
    Sozialisation von Novizen zu Bestandteilen von
    deren Memotyp gemacht werden, anschließend deren
    Phämotyp (mit-) prägen und somit den Phämpool der
    Institution (mit-) erzeugen?
  • Antwort
  • Es sind zwei Schichten von Memen zu
    unterscheiden (1) die an sich verfügbaren
    kulturellen Muster, und (2) solche Baupläne
    (auch Meme!), welche geleitet von den
    Interessen und getragen von den
    Machtmöglichkeiten ihrer Träger/Verfechter
    festlegen, welche der Meme/Memplexe aus (1) auf
    welche Weise dem tatsächlichen Handeln und dessen
    institutionell korrekten Deutungen zugrunde
    gelegt werden.
  • Beispiel In NS-Diktatur bzw. DDR setzten NSDAP
    bzw. SED durch, daß die für Parlamentarismus
    typischer-weise verfügbaren Handlungsweisen und
    Deutungsmuster nur in einer sehr besonderen
    Auswahl, Überformung und Handhabung beim
    institutionellen Handeln verwendet wurden ?
    Leitidee.
  • Name für diese steuernden Baupläne (2)
    epimemetisches System (? epigenetisches
    System)
  • Achtung Das epimemetische System unterliegt
    dem gleichen basalen Evolutions- mechanismus
    wie alle Meme nur haben Variation und Selektion
    im epimemetischen System wesentlich größere
    Hebelwirkungen insbesondere dann, wenn es um
    die Reproduktion von Trägern struktureller
    oder funktioneller Bürden geht!

21
Zentralaussagen der Systemtheorie der Evolution
  • Grundlage aller Evolution sind rein zufällige
    Variation, Mutation oder Rekombination von Genen
    / Memen, die ihrerseits Programme zur Bildung
    biologischer / sozialer Strukturen sind.
  • Im Lauf von Generationenfolgen werden, über
    Mutationen und Rekombinationen, Gene / Meme
    miteinander gekoppelt, wobei Gene / Meme höherer
    Ordnung (in der Fachsprache der biologischen
    Evolutionstheorie Strukturgene,
    Regulatorgene) ihrerseits für solche Kopplungen
    sowie für den Einbau der verkoppelten Meme / Gene
    in komplexe Programmsequenzen sorgen
    (epigenetisches System / epimemetisches
    System).
  • Auch an den Struktur- und Regulatorgenen setzt
    das Spiel des Zufalls in Form von Variation,
    Mutation und Rekombination an, diesmal aber
    gleich ganze Baugruppen von biologischen /
    sozialen Systemen betreffend.
  • Nur solche Variationen, Mutationen und
    Rekombinationen von Genen / Memen aller Art
    werden sich durchhalten und verbreiten, welche zu
    den funktionellen Anforderungen aus der Umwelt an
    das mittels ihrer produzierte biologische oder
    soziale Gebilde passen ( äußere
    Selektionsbedingungen).
  • Folge Bleibt die Umwelt stabil, so werden über
    viele Generationen bestehende Arten und
    Institutionen die funktionellen Anforderungen
    ihrer Umwelt gleichsam in ihrer eigenen Gestalt
    abbilden so wie die Flosse des Fisches die
    hydrodynamischen Eigenschaften des Wassers
    abbildet oder Microsoft die Nachfragewünsche
    von PC-Benutzern ( Kerngedanke der Evolutionären
    Erkenntnistheorie siehe Lorenz 1973).
  • Im Vorfeld dessen werden nicht alle beliebigen
    Variationen, Mutationen und Rekombinationenvon
    Genen / Memen zu einem lebensfähigen biologischen
    oder sozialen Gebilden führen, sondern nur
    solche, die dessen Grundbauplan nicht zerstören.
    Dieser setzt dem Spiel des Zufalls somitinnere
    Selektionsbedingungen.
  • Folge Biologische und soziale Gebilde entwickeln
    sich in Form von immer weiterer Überschichtung
    und Modifikation ihres einst entstandenen
    Grundbauplans bzw. durch funktionell äquivalente
    Ersetzung und anschließende Verkümmerung ihrer
    einst tragenden Elemente.
  • Eben macht ihre Entwicklung zu einer gerichteten,
    pfadabhängigen und dennoch ergebnisoffenen.
  • Anders formuliert Die Geschichte sedimentiert
    sich in einem Geschichte.

22
Einführung II
  • vertiefendes Nacharbeiten zentraler
    evolutionstheoretischer Konzepte
  • zentrale Theoreme der biologischen
    Evolutionstheorie (Synthetische Theorie,
    Systemtheorie der Evolution)
  • Was ist und wie entsteht die Allgemeine
    Evolutionstheorie?

23
Einführung III
  • Vertiefende Einführung in den Evolutorischen
    Institutionalismus
  • Was ist eine Institution?
  • Wie wandeln sich Institutionen?
  • Was ist und bringt Institutionenmorphologie?

24
Institutionenbildung
Dresdner institutionelle Analyse
  • (2) Es ist möglich, daß Menschen ein
    gemeinsames Ziel verfolgen oder sich
    gemeinsam abgrenzen
  • Leitidee (LI), Leitdifferenz (LD)
  • Leitideenbündel, Leitdifferenzenprofil
  • Dabei Wechselwirkungen von vorgeblen-deter und
    real befolgter Leitidee möglich!

(3) Dann entstehen von dieser Leitidee usw.
geordnete Strukturen, nicht selten in hier-
archischer Schichtung, und sorgen für Hand-
lungssicherheit / erwartbare Handlungsmuster
(4) Menschen können die Ordnungsvorstellun-gen
und Geltungsansprüche dieser Leitidee usw. auch
noch für sich und andere symbolisch zum Ausdruck
bringen (Ästhetisierung) und so in der
Tiefenschicht emotionaler Bindung verankern.
(5) Genau dadurch entsteht eine Institutionund
wird möglicherweise verfestigt durch eine
Reihe von Mechanismen
? Info
(1) Menschen
beziehen ihre Handlungen sinnhaft
aufeinander und bauen Rollenstrukturen auf
Grundlage natürliche Sozialität (d.h.
ange- borene Kompetenzen)
(6) Anschließend prägt eine Institution
(teilweise) einesteils die sie tragenden
Menschen (Subjektformierung), andernteils die
Umwelt der Institutionen / der sie tragenden
Menschen
25
institutionengenerierende und institutionenverfest
igende Mechanismen
? Was dazu beiträgt, die Stabilisierung eines
Sozialarrangements um eine Leitidee/Leitdifferenz
zu för-dern bzw. zu sichern, ist ein
institutionengenerierender bzw.
institutioenverfestigernder Mechanismus.
? institutionelle Mechanismen
  • institutionelle Mechanismen, z.B.
  • Wiederwahlmechanismus
  • Mehrheitsmechanismus
  • Kontrasignaturmechanismus
  • Verantwortlichkeitsmechanismus
  • Koppelungsmechanismus
  • Gegenseitigkeitsmechanismus
  • Mannschaftsmechanismus
  • Übersteuerungsmechanismus
  • institutionengenerierende bzw.
    institutionenverfestigende Mechanismen, z.B.
  • symbolische Selbstrepräsentation
  • Ästhetisierung
  • Enthistorisierung
  • Stabilitätsfiktionen
  • Machtverdeckung
  • Subjektformierung
  • Kanonisierung

? Info
Achtung institutionengenerierende und
institutionenverfestigende Mechanismen heißen
bei Rehberg Göhler sowie im Projekt TAIM
institutionelle Mechanismen ein Begriff, der
im Evolutorischen Institutionalismus eine andere
Bedeutung hat, nämlich
Institutionelle Mechanismen sind verläßlich
auslösbare und zielgerichtet einsetzbare
Handlungsketten, die angeleitet von Interessen,
entlang von Regeln und beruhend auf Positionen
sowie auf den mit diesen Positionen verbundenen
Ressourcen in und zwischen Sozialorganisationen
zur Erfüllung von Funktionen genutzt werden
können, sofern Interessen-, Struktur- und
Verhaltensstabilität für Erwartungssicherheit und
verläßlich wirkende Antizipationsschleifen sorgen.
26
Beispiele für politisch wichtigeinstitutionelle
Mechanismen
  • Gegenseitigkeitsmechanismus
  • Verantwortlichkeitsmechanismus
  • Gegenzeichnungsmechanismus
  • Mannschaftsmechanismus
  • Kopplungsmechanismus
  • Übersteuerungsmechanismus
  • Kommissionsmechanismus

27
Gegenseitigkeitsmechanismus
  • Funktion Sorgt für Geben und Nehmen mit
    Erwartungssicherheit einer fairen
    Leistungsbalance
  • Beispiel Budgetrecht von Ständevertretungen im
    dualistischen Fürstenstaat
  • Mechanismus
  • Regel Monarch bekommt gesellschaftliche
    Ressourcen (Geld, Naturalien, Dienstleistungen,
    Soldaten) nur gegen Zweckbindung oder gegen die
    Zusicherung von Gegenleistungen.
  • Positionen und Ressourcen
  • Monarch Hat Vollmacht und Aufgabe zu regieren
    kann das aber mit Eigenmitteln nicht leisten.
  • Ständevertreter Verfügen über jene Ressourcen,
    die der Monarch benötigt als Vertreter bzw.
    Besitzer reicher Städte, Stifte oder Herrschaften
  • Interessen
  • Monarch Will in der Regel seine auch
    selbstdefinierten! Aufgaben erfüllen, dafür
    nötige Ressourcen, doch möglichst wenige
    Konflikte mit seinen Ständen.
  • Ständevertreter Wollen die unverzichtbaren
    öffentlichen Aufgaben zwar erfüllt sehen, doch
    den Monarchen nicht übermächtig machen, vielmehr
    ihre eigene Machtstellung sichern oder ausbauen
    und im Grunde von den von ihnen kontrollierten
    Ressourcen möglichst wenig abgeben.
  • Allgemeine Anwendung Etablierung von Kontrolle
    über ressourcenschwache (!) Machtinhaber wobei
    Ressourcenschwäche relativ ist

28
Verantwortlichkeitsmechanismus
  • Funktion Sorgt für Einfluß von Regierten auf
    Regierende
  • Beispiel Verantwortlichkeit eines
    Regierungschefs vor dem Parlament
  • Mechanismus
  • Regel Parlament (möglicherweise auch dessen
    Minderheit!) darf Regierungschef auch gegen
    seinen Willen zur Rede stellen, dessen Antworten
    politisch bewerten und an die Bewertung
    Konsequenzen knüpfen.
  • Positionen und Ressourcen
  • Regierungschef Kann kritischen Nachfragen nach
    seinen Handlungen nicht entgehen und muß darum
    entweder schwer verteidigbares Handeln
    unterlassen oder vertuschen, was letzteres mit
    einem großen Risiko verbunden ist
  • Parlament Hat die Möglichkeiten (ggf. als
    Minderheitenrechte ausgestaltet), den
    Regierungschef zur öffentlichen
    Rechenschaftslegung zu zwingen und kann ihn
    kritisieren, seinen Rücktritt fordern, sein
    Budget kürzen, seine Gesetzesvorlagen ablehnen
    oder ihn gar abwählen
  • Interessen
  • Regierungschef Will in der Regel Amt behalten
    und öffentlich angesehen sein.
  • Parlament Wünscht entweder gute Arbeit des
    Regierungschefs oder dessen Sturz.
  • Allgemeine Anwendung Etablierung von Kontrolle
    über Amtsinhaber

29
Gegenzeichnungsmechanismus
  • Funktion Institutionalisiert Kontrolle
    (Zwei-Schlüssel-System)
  • Beispiel Kontrasignatur in konstitutioneller
    Monarchie ( Erster Minister unterzeichnet
    Rechtsakte des Monarchen und übernimmt die
    Verantwortung)
  • Mechanismus
  • Regel Rechtsakt des Monarchen braucht
    Gegenzeichnung durch Ersten Minister
  • Positionen und Ressourcen
  • Monarch materielle Herrschaftsbefugnis,
    symbolische Macht
  • Parlament Seine Zustimmung für Haushaltsvorlagen
    ist sowohl nötig als auch aus rein politischen
    Motiven verweigerbar
  • Erster Minister stets suspensives Veto-Recht
    dann ein quasi-absolutes Vetorecht, wenn er sich
    auf eine Parlamentsmehrheit stützen kann, mit der
    sich im Wahlkampf anzulegen der Monarch scheut
  • Interessen
  • Monarch Will seine Wünsche von Erstem Minister
    durchgesetzt sehen, aber Streit mit Ersten
    Minister / Parlament vermeiden
  • Erster Minister Will seine Wünsche vom Monarchen
    durchgesetzt sehen, aber Streit mit ihm vermeiden
  • Parlament Mehrheit will ihre Wünsche
    durchgesetzt sehen, scheut aber meist Neuwahl
  • Allgemeine Anwendung Institutionalisierung eines
    Veto-Spielers den man dann seinerseits mit
    weiteren institutionellen Mechanismen
    kontrollieren kann

30
Mannschaftsmechanismus
  • Funktion Sorgt für die Bildung stabiler,
    konkurrenzfähiger politischer Kampfgemeinschaften
  • Beispiel Fraktionenbildung im parlamentarischen
    Regierungssystem
  • Mechanismus
  • Regel Parlamentsmehrheit kann Regierungschef
    abwählen
  • Positionen und Ressourcen
  • Parlament Bei Mehrfraktionenparlament in der
    Regel parteipolitische Konkurrenz um die
    Regierungsrolle also Auseinandertreten von
    Regierungsmehrheit und Opposition
  • Regierungschef Kann sich schadlos mit Opposition
    anlegen, nur unter großem Risiko aber mit
    Regierungsmehrheit
  • Regierungsmehrheit Kann jederzeit Regierungschef
    auswechseln
  • Opposition Kann Ansehen des Regierungschefs zu
    mindern versuchen und so Druck auf
    Regierungsmehrheit ausüben
  • Interessen
  • Regierungsmehrheit und Regierungschef Wollen an
    Macht bleiben
  • Opposition Will die politische Stellung des
    Regierungschefs und seiner Mehrheit schwächen
  • Allgemeine Anwendung Sicherung eines
    Gefolgschaftsverhältnis und von
    Mannschaftsdisziplin unter einem als stark
    geltenden politischen Führer

31
Kopplungsmechanismus
  • Funktion Sorgt für die Verkoppelung ansonsten
    getrennter Handlungs- und Verantwortungsketten
  • Beispiel Selektion von auch informellen
    Parteiführern für Abgeordnetenmandate
  • Mechanismus
  • Regel Nur der erlangt eine aussichtsreiche
    Kandidatur, der sich zuvor als Parteiführer
    durchgesetzt hat. D.h. Parteiamt und
    Parlamentsmandat werden faktisch gekoppelt
  • Positionen und Ressourcen
  • Abgeordneter-Parteiführer Hat als Abgeordneter
    ein freies Mandat, braucht als Parteiführer aber
    innerparteiliche Unterstützung
  • Partei / Selektorat Kann zwar nicht auf den
    Abgeordneten Einfluß nehmen, sehr wohl aber auf
    den Parteiführer
  • Interessen
  • Abgeordneter-Parteiführer Will in der Regel
    Abgeordneter bleiben und kann darum als
    Parteiführer nicht die Grenzen der
    Zustimmungsbereitschaft seiner Partei ignorieren
  • Partei / Selektorat Wünscht Einfluß auf das
    parlamentarische Verhalten des eigenen
    Abgeordneten weiß es aber zu schätzen, wenn
    dieser unpopuläre Entscheidungen in Ausübung
    seines freien Mandats auf die eigene Kappe
    nimmt
  • Allgemeine Anwendung Etablierung von effektiven
    principal-agent-Verhältnissen, wo rechtlich
    Unabhängigkeit besteht u.a. Verbindung von
    Repräsentation mit Demokratie

32
Übersteuerungmechanismus
  • Funktion Sorgt für die starke Führung hinter
    den Kulissen oder in Abweichung von formalen
    Normen
  • Beispiel Führung des politischen Systems der DDR
    durch die SED
  • Mechanismus
  • Regel Entscheidungen formal zuständiger
    Institutionen oder Amtsträger bedürfen der
    Bestätigung durch einen Hintergrundakteur
    (herrschende Partei oder graue Eminenz,
    Pate)
  • Positionen und Ressourcen
  • formaler Akteur entscheidet gemäß formalen
    Normen
  • Hintergrundakteur hat jederzeit
    Veto-Möglichkeit, die ihrerseits durch
    Antizipation vorauswirkt
  • Interessen
  • formaler Akteur Will seine Aufgaben erfüllen,
    ohne sich vom Hintergrundakteur Ärger
    einzuhandeln
  • Hintergrundakteur Will seine Ziele durchsetzen
    bisweilen ganz offen, bisweilen ohne erkannt zu
    werden
  • Allgemeine Anwendung Sicherung von erwünschten
    realen Machtverhältnissen selbst dann, wenn aus
    gleich warum ins Gewicht fallenden Gründen
    andere Machtverhältnisse simuliert werden sollen
    / müssen.

33
Kommissionsmechanismus
  • Funktion Sorgt für das Versickern von
    Verantwortung
  • Beispiel Berufung einer Expertenkommission, wenn
    ein politisches Problem akut wird, aber nicht
    sofort nach einer Führungsentscheidung verlangt
  • Mechanismus
  • Regel Es ist möglich, Kommissionen zur
    Vorbereitung von Entscheidungen zu bilden
  • Positionen und Ressourcen
  • Einberufender Legt Personenkreis,
    Beratungsgegenstand und Zeitrahmen für Kommission
    fest
  • Kommissionsmitglieder Können beraten und die
    (Zwischen-) Ergebnisse ihrer Beratungen ggf. an
    die Öffentlichkeit tragen
  • Interessen
  • Einberufender Kann Handlungserwartungen an ihn
    verringern, Zeit gewinnen, Versuchsballons
    starten (lassen) und Politikvorschläge vorlegen
    lassen, beim Umgang mit welchen ihm eine Reihe
    von Handlungsoptionen bleibt
  • Kommissionsmitglieder Selbstbestätigung,
    Einflußmöglichkeit, loyales Mannschaftsspiel
  • Allgemeine Anwendung Zeitgewinn oder Verwischung
    von Verantwortlichkeitsspuren oder Arbeit mit
    Testballons

34
Institution und Umwelt (Nische)
Leistungsanforderungen, welche die Umwelt
(Nische) einer Institution dieser stellt (
funktionelle Anforderungen)
? Nischenanpassung, d.h. der Nische an die
Institution!
Leistungen, welche die Institution für ihre
Umwelt (Nische) erbringt
? Funktionen
rekursive Wirkung der Funktionserfüllung einer
Institution über ihre Umwelt (Nische) auf die
Bedingungen ihrer Reproduktion
Institution
Selbstsymbolisierung
Hierarchieebenen von Positionen und von

Regeln
formale und informale Regeln, welche Positionen
aufeinander beziehen
Positionen
Elemente institutioneller Mechanismen
Umwelt (Nische) der Institution
Ressourcen, welcher die Institution aus ihrer
Umwelt (Nische) bedarf
gegeben / geformt Wissensbestände und
Kompetenzen (samt ihren Kanonisierungen) bei
den Akteurenund Adressaten der Institution
gegeben / geformt Interessen der Akteureund
Adressaten der Institution
35
Umwelt und (ökologische) Nische einer
Institution
  • Umwelt alles, was nicht zur Institution A
    gehört
  • Nische jener Teil der Umwelt einer Institution
    A, der für die Institution A wichtig ist
  • finanzielle, personelle, materielle und
    informationelle Ressourcen, welche die
    Institution A für ihre Existenzsicherung und
    Funktionserfüllung benötigt
  • Personen oder andere Institutionen (Akteure),
    die bei der Entscheidung über die Zuteilung
    dieser Ressourcen eine Rolle spielen
  • andere Systeme oder Institutionen, für welche die
    Institution A Leistungen erbringt und dafür
    Ressourcen erhält
  • jene Personen oder Institutionen, die mit der
    Institution A um gleiche Ressourcen konkurrieren
    oder ähnliche Funktionen erfüllen wie die
    Institution A.
  • analytische Folgen
  • Die Nische einer Institution ändert sich darum
    nicht nur gemeinsam mit Veränderungen der Umwelt,
    sondern auch gemeinsam mit Veränderungen im
    Funktionsspektrum der Institution A.
  • Während die Institution A auf ihre Umwelt keinen
    nennenswerten Einfluß haben mag, kann sie sehr
    wohl nennenswerten Einfluß auf ihre Nische haben
    etwa indem sie andere Teile ihrer Umwelt als
    bislang durch Modifikation ihrer Leitidee oder
    Verlagerung ihres Funktionsspektrums für sich
    relevant macht.
  • Beispiel Ein Unternehmen weicht auf neue
    Produkte oder Märkte aus.

36
Funktion
Funktionen sind nicht vorgegeben, sondern
entstehen gemeinsam mit einem neuen
System(elementen) zwischen dessen Sub- und
Suprastrukturen !
? Weiteres zu Funktionen
Suprasystem(hier Umwelt, Nische)
System
setzt dem Subsystem Rahmenbedingungen
Funktion eine Leistung, die ein (Sub-) System
für ein (Supra-) System (d.h. für seine Umwelt,
Nische) erbringt
erbringt Leistungen für das Suprasystem (für die
Umwelt, Nische)
Träger der Leistungserbringung Strukturen
? Info
Weise der Leistungserbringung Initiierung
institutioneller Mechanismen
37
Arten von Funktionen
Beispiele
manifest
latent
beabsichtigt,leicht erkennbar, in der
Leitidee verankert
(ursprünglich) unbeabsichtigt,nur mit
analytischer Anstrengung erkennbar
instrumentell
wirksam über technische institutionelle
Mechanismen
wirksam über institutionelle Mechanismen der
Kommunikations- und Interpretationsbeeinflussung
symbolisch
38
ausgewählte Parlamentsfunktionen Beispiele für
Arten von Funktionen
  • manifest Gesetzgebung
  • latent Sicherung von Kommunikation zwischen
    gesellschaftlicher Peripherie und zentralem
    politischen Entscheidungssystem
  • instrumentell-manifest Wahl der Regierung
  • instrumentell-latent Anreiz für Schaffung
    organisationsstarker Parteien
  • symbolisch-manifest Widerspiegelung der im Volk
    vorhandenen politischen Ansichten
  • symbolisch-latent Hervorhebung der Grenzlinie
    zwischen vernünftigerweise akzeptablen und
    vernünftigerweise nicht akzeptablen politischen
    Ansichten

39
Multifunktionalität von Strukturen
  • dieselbe Struktur erfüllt mehrere Funktionen
  • (d.h. erbringt mehrere, verschiedene Leistungen
    für ihr umbettendes System)
  • Beispiele
  • Straße dient der Aufnahme sowohl von Verkehr als
    auch von Versorgungsleitungen
  • Amt des Parlamentarischen Staatssekretärs dient
    der Entlastung des Ministers, der politischen
    Ausbalancierung einer Regierung und der
    Beförderung verdienter Abgeordneter

40
funktionale Äquivalente von Strukturen
  • verschiedene Strukturen erfüllen die gleiche
    Funktion
  • (d.h. sie erbringen wenn oft auch mit
    unterschiedlichen Nebenwirkungen die gleichen
    Leistungen für ihr umbettendes System)
  • Beispiele
  • Ein Staatspräsident ist einem König funktional
    äquivalent in der Rolle des Staatsoberhaupts
  • Ein wirksam aufklärender Geheimdienst ist freier
    politischer Kommunikation funktional äquivalent
    bei der Information der Regierung über die
    Volksmeinung

41
Institutionelle Mechanismen
  • sind verläßlich auslösbare und zielgerichtet
    einsetzbare Handlungsketten, die
  • angeleitet von Interessen
  • entlang von Regeln
  • beruhend auf Positionen und den mit diesen
    verbundenen Ressourcen
  • in und zwischen Sozialorganisationen zur
    Erreichung von Zielen genutzt werden können,
  • sofern Interessen-, Struktur- und
    Verhaltensstabilität für
  • Erwartungssicherheit
  • und verläßlich wirkende Antizipationsschleifen
    sorgen.

42
Weitere evolutionstheoretische Begriffe zur
Institutionenanalyse
  • institutionelle Form jene Regeln (Meme),
    welche zu einem normativ spezifischen
    strukturellen Arrangement führen
  • individueller Memotyp das, was an solchen
    Regeln / Memen das Verhalten eines kompetenten
    Mitglieds der Institution prägt
  • praktizierte institutionelle Form die auf der
    Grundlage (a) jener Regeln, (b) spezifischer
    Nischenbedingungen und (c) individueller
    Besonderheiten der Institutionsmitglieder
    tatsächlich zustande kommende Praxis der
    Institution
  • individueller Phämotyp das, was (a) spezifische
    Nischenbedingungen und (b) indviduelle
    Besonderheiten auf der Grundlage eines
    individuellen Memotyps tatsächlich an Praxen
    zeitigen
  • Fazit
  • die institutionelle Form prägt über gelingende
    Sozialisationsprozesse die individuellen
    Memotypen der Mitglieder dieser Institution
  • aus dem Zusammenwirken der individuellen
    Phämotypen der Mitglieder einer Institution
    resultiert deren praktizierte institutionelle
    Form

43
Die Architektur einer Institution
Institution, d.h. ein verfestigter
Aggregatzustand sozialer Wirklichkeit, der
dauerhaft sein, sich wandeln oder wieder
entfestigen kann.
Systemaufgabe A Aufbau und Sicherung tragfähiger
Strukturen dabei Unten müssen sehr
belastungsfähige grundlegende Regeln und
Positionen bestehen, da ihr Wegbrechen ihren
ganzen Überbau ebenfalls wegbrechen ließe
44
Die Architektur einer Institution
Achtung Laut Ethnomethodologie kommen Strukturen
nur auf der Grundlage von kulturellen
Selbstverständlichkeiten (d.h.
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