Title: Vorlesung: Affektive St
1Vorlesung Affektive Störungen
2Affektive Störungen
- Der Schmerz der Seele ist schlimmer
- als der Schmerz des Körpers.
- Publius Syrius, 42 n. Chr.
3(No Transcript)
4Gliederung
- Affektive Störungen Unipolare Störungen
Depression / (Manie) - Affektive Störungen Bipolare Störungen
5Definition Affektive Störungen
- Erkrankungen mit Veränderungen von
Stimmung(Affektivität) ,Aktivitätsniveau
(Antrieb), Kognition u.a. - Affektive Störungen zeigen als psychopathologische
s Kernmuster das depressive und manische Syndrom - Krankhafte Veränderungen
- Erniedrigtes psychosoziales Funktionsniveau
-
6Klassifikation und Pathophysiologie
DepressionHäufigkeits- und Geschlechtsverteilung
affektiver Psychosen
Bipolare
Störungen
30
FrauenMänner 11
Unipolare
FrauenMänner 21
Depression
Rein Manisch
65
5
Möller HJ et al. Thieme-Verlag, Stuttgart 2001
7Klassifikation und Pathophysiologie
DepressionHistorisches zur Depression
- Depression von lat. deprimere herunterdrücken
- 5. Jhr. v. Chr. Erste Ansätze der Beschreibung
von Hippokrates - Melancholie als Ausdruck eines Überschusses
von schwarzer Galle gegenüber den drei anderen
Körpersäften - 1913 Gliederung von Emil Kraepelin
- 1916 Gliederung Depressive Trias von Eugen
Bleuler - 1987 und 1991 Einführung der operationalisierten
Diagnose- und Klassifikationssysteme DSM-III-R
und ICD-10
8Klassifikation und Pathophysiologie
DepressionEpidemiologie I
- Rund 4 Millionen Deutsche leiden an depressiven
Störungen1 - Punktprävalenz Major Depression in Deutschland
ca. 5-10 2 - Lebenszeitprävalenz Major Depression ca. 16,4
2 - Knapp 5 der über 70-Jährigen weisen Major
Depression auf 3
1 Kompetenznetz Depression, 2001 2 Statistisches
Bundesamt Robert Koch-Institut,
Gesundheitsbericht für Deutschland 1998, Kapitel
5.15 Depressionen 3 Linden M et al. Nervenarzt
1998 69 27-37
9Klassifikation und Pathophysiologie
DepressionEpidemiologie II
Situation in Deutschland
Behandlungs- bedürftigeDepressionenGesamtzahlca. 4 Mio. In hausärztlicherBehandlung 2,4-2,8 Mio. Als Depressiondiagnostiziert 1,2-1,4 Mio. Suffizientbehandelt 240-360 Tausend Nach 3 Mo. Behandlungcompliant 100-160 Tausend
60-70 30-35 6-9
2,5-4
Kompetenznetz Depression, 2001 aus Laux G
(Hrsg.) Springer-Verlag 2002
10Klassifikation und Pathophysiologie
DepressionEpidemiologie III
Weltweite Belastung durch verschiedene
Erkrankungen in entwickelten Ländern
12.000
10.000
8.000
Mit Beeinträchtigung gelebte Jahre
6.000
4.000
2.000
0
Autounfälle
Osteoarthritis
Schizophrenie
Major Depression, unipolar
Zerebrovaskuläre Erkrankung
Zwangsstörungen
Diabetes mellitus
Demenz u. a. degener. Erkrankungen
Alkoholmissbrauch
Bipolar affektive Störung
Murray CJ und Lopez AD Lancet 1997, 349
1436-1442
11Disability Adjusted Life YearsRangfolge der 15
wichtigsten Ursachen weltweitMurray Lopez,
Lancet 1997 May 17349(9063)1436-42Lancet 1997
May 24349(9064)1498-504
1990
2020
- Infektionen der tieferen Atemwege
- Durchfallerkrankungen
- Perinatale Faktoren
- Unipolare Depression
- Koronare Herzerkrankung
- Zerebrovaskulär
- Tuberkulose
- Masern
- Verkehrsunfälle
- Angeborene Mißbildungen
- Malaria
- COPD
- Epilepsien
- Eisenmangelanämie
- Anämie
- Koronare Herzerkrankung
- Unipolare Depression
- Verkehrsunfälle
- Zerebrovaskulär
- COPD
- Infektionen der tieferen Atemwege
- Tuberkulose
- Kriege
- Durchfallerkrankungen
- HIV
- Perinatale Faktoren
- Gewalttaten
- Angeborene Mißbildungen
- Selbstverletzungen
- Bronchialcarcinome
12Beeinträchtigung durch Depression im Vergleich
zu chronischen somatischen Erkrankungen(Wells,
JAMA, 1989)
aktuelle Gesundheit
körperlich
sozial
beruflich
bed days
Bluthoch-druck
Diabetes
Herzinfarkt
Arthritis
Lunge
keine
Depression beeinträchtigt mehr
Depression beeinträchtigt weniger
Kein Unterschied
13Klassifikation und Pathophysiologie
DepressionHäufigkeit von Depressionen bei
Organerkrankungen
30-50
25-40
25-35
10-20
20
10
Schlaganfall
Morbus Parkinson
Diabetes mellitus
Karzinom
Myokardinfarkt
Dialyse
Robertson M und Katona CL (Hrsgs.) Wiley-Verlag,
Chichester 1997
14Multifaktorielle Äthiopathogenese
Psychosoziale Belastung
Genetische Prädisposition
Persönlichkeits-faktoren
Neurobiologische Veränderungen Monoamine, Second
Messanger, Neuroendokrinologie, Neurotrophine
Somatische Faktoren
Affektives Syndrom emotional/ kognitiv/ somatisch
15(No Transcript)
16 Das HPA - System
17Duman et al., 1997 Jacobs et al., 2000
18Klassifikation und Pathophysiologie
DepressionFrühere nosologische Zuordnung
Organisch
Somatogene Depressionen
Symptomatisch
Schizoaffektiv
Bipolar
Endogene Depressionen
Somatogen
Unipolar
Spätdepressionen
Neurotisch
Psychogene Depressionen
Erschöpfungsdepressionen
Reaktiv
Psychogen
19Klassifikation und Pathophysiologie
DepressionFrühere Einteilung der Symptome
- Störungen der Affektivität
- Störungen des Antriebs
- Körperliche Störungen
- Denkstörungen
20Klassifikation und Pathophysiologie
DepressionFrühere Einteilung von Subtypen nach
Symptomatologie
- Agitierte Depression
- Ängstliche Getriebenheit
- Gehemmte Depression
- Psychomotorik ?
- Larvierte, somatisierte Depression
- Im Vordergrund stehen
- Vegetative Störungen
- Funktionelle Organbeschwerden
- Wahnhafte Depression
- Depressiver Wahn vorhanden
21Klassifikation DSM-IV (1994) -
Deskriptiv-phänomenologisch - Weitgehend
atheoretisch - Operationale Definition statt
Krankheitslehre - Kein expliziter Hinweis auf
Ätiologie, Pathogenese, Therapie - Erklärtes
Ziel Erhöhung der Reliabilität - Training und
klinische Ausbildung sind unverzichtbar -
Standardisierte Versionen verfügbar (SKID)
22Klassifikation und Pathophysiologie
DepressionDiagnostische Kriterien nach DSM-IV
(Auswahl)
- Hemmung/Unruhe
- Müdigkeit, Energieverlust
- Gedanken an den Tod
- Denkhemmung, Konzentration ?
- Schuldgefühle
- Depressive Verstimmung
- Interessensverlust
- Gewichtsveränderung
- Schlafstörungen
- Schweregrade
- Leicht
- Mittel
- Schwer
- ohne psychotische Merkmale
- mit psychotischen Merkmalen
23(No Transcript)
24Klassifikation und Pathophysiologie
DepressionDiagnostische Kriterien der
depressiven Episode nach ICD-10
- Zusatzsymptome (Auswahl)
- Konzentration ?
- Selbstwertgefühl ?
- Alltagsaktivitäten ?
- Schuldgefühle
- Hemmung/Unruhe
- Schlafstörungen
- Appetitverlust
- Gedanken an den Tod
- Hauptsymptome
- Gedrückte Stimmung
- Freudlosigkeit
- Interessenlosigkeit
- Antriebsstörung
- Schweregrade
- Leicht
- Mittel
- Schwer
- ohne psychotische Symptome
- mit psychotischen Symptomen
25Klassifikation und Pathophysiologie
DepressionKlassifikation affektiver Störungen
- DSM-IV (Diagnostic and Statistical Manual of
Mental Disorders) - Bipolare Störungen
- Depressive Störungen
- Major Depression
- Dysthyme Störung
-
- Andere affektive Störungen
- ICD-10 (International Classification of
Diseases) - Manische Episode (F30)
- Bipolare affektive Störung (F31)
- Depressive Episode (F32)
- Rez. depressive Störungen (F33)
- Anhaltende affektive Störungen (F34)
- Andere affektive Störungen (F38)
26Dysthymie
unipolare depressive Episode
chronifizierte depressive Episode
rezidivierende depressive Episode
27Klassifikation und Pathophysiologie
DepressionKörperliche Symptome bei depressiven
Störungen
Kopfschmerzen, Schwindel
Rückenschmerzen v. a. bei Frauen
Atembeschwerden u. a. Engegefühl
Herzbeschwerden u. a. Herzrasen
Unterleibsbeschwerden u. a. Zyklusstörungen,
Schmerzen
Magen-Darm- Beschwerden u. a. Übelkeit,
Völlegefühl, Schmerzen
Möller HJ et al. Thieme-Verlag, Stuttgart 2001
28Klassifikation und Pathophysiologie
DepressionVerlaufsparameter bei unipolarer
Depression
Remission
Rückfall
Wiedererkrankung
Euthymie
zunehmenderSchweregrad der Erkrankung
Rückfall
Symptom
Response
Progression in die Erkrankung
Syndrom
Erhaltung (49 Monate)
Akut (612 Wochen)
Prophylaxe (? 1 Jahr)
Behandlungsphasen
Zeit
Kupfer DJ J Clin Psychiatry 1991 52 Suppl 5 28
29Therapie depressiver StörungenDepression
Chronische Erkrankung
100
90
90
80
80
70
60
50
Wahrscheinlichkeit rezidivierender Episoden ()
50
40
30
20
10
0
nach 1 Episode
nach 2 Episoden
nach 3 Episoden
Kupfer DJ J Clin Psychiatry 1991 52 Suppl 5
28-34
30Je mehr depressive Episoden, desto geringer die
Bedeutung von stressful life events
Risiko () einer neuen depressiven Episode (pro
Monat)
- Mit zunehmender Episodenanzahl
- steigt das Risiko weiterer Episoden
- nimmt die Assoziation des Episodenbeginns mit
belastenden Ereignissen ab
Odds ratio für mind 1 belastendes Lebensereignis
im Monat des Episodenbeginns
Number of previous depressive episodes
Kendler KS, et al. Am J Psychiatry.
20011571243-1251
31Klassifikation und Pathophysiologie
DepressionSuizid in Deutschland
- Alle 4 Minuten gibt es einen Suizidversuch
- Alle 45 Minuten nimmt sich ein Mensch das Leben
- Im Jahr 1999 starben 11.157 Menschen durch
Suizid und damit mehr als
durch Verkehrsunfälle (7.749) - Hohe Dunkelziffer, besonders bei älteren Patienten
Statistisches Bundesamt, IDEA-Spektrum 2001 28
17
32Klassifikation und Pathophysiologie
DepressionSuizid bei Depression II
- Jeder 7. Patient mit Major Depression begeht
Suizid1 - 40 bis 60 aller Suizidenten waren zum Zeitpunkt
des Suizids depressiv2 - Bei Major Depression ein 21fach erhöhtes
Suizidrisiko3
1 Miles C J Nerv Ment Dis 1977 164 231-246 2
Wolfersdorf M und Mäulen W Roderer-Verlag,
Regensburg 1992 3 Harris C und Barraclough B
Brit J Psychiatry 1997 170 205-228
33(No Transcript)
34Klassifikation und Pathophysiologie
DepressionDiagnostisches Basisprogramm
- Internistische Untersuchung
- Neurologische Untersuchung
- Routinelabor
- EKG
- Gegebenenfalls bildgebende Verfahren und EEG
35Klassifikation und Pathophysiologie
DepressionPsychiatrische Skalen für Schweregrad
und Verlauf (Auswahl)
- Hamilton-Depression-Rating-Skala (HAMD)
- Montgomery und Asberg-Depression-Rating-Skala
(MADRS) - Clinical-Global-Impression-Skala (CGI-I
klinischer Gesamteindruck) - Beck-Depression-Inventory (BDI)
36Therapie depressiver StörungenTherapieziele
Remission
Ansprechen
? 50 Reduktion vom Ausgangswert der HAM-D-
oder MADRS-Scores
- HAM-D17-Score ? 7, MADRS21 10
- Minimale Symptomatik oder symptomfrei
- Psychosoziale und berufliche Funktion wieder
hergestellt
Frank E et al. Arch Gen Psychiatry 1991 48
851-855 Rush AJ et al. Psychiatric Ann 1995 25
704-709 Thase ME et al. J Clin Psychiatry 1997
58 393-398 Cunningham LA Ann Clin Psychiatry
1997 9 157-164
37Therapie depressiver StörungenTherapiemaßnahmen
- Psychotherapie
- Psychopharmakatherapie
- Biologische Verfahren
- Schlafentzug
- Elektrokrampftherapie (EKT)
- Lichttherapie
- Begleitende Maßnahmen
- Bewegungstherapie
- Sporttherapie
- Physiotherapie
38Therapie depressiver StörungenAllgemeines
Vorgehen zur Sicherung der Compliance
Patienten informieren
Patienten motivieren
- Häufiger Kontakt
- Persönliche Gespräche
- Kontrolle
- Suizidalität ansprechen
- Krankheitsbild
- Therapeutische Möglichkeiten
- Therapiedauer
- Mögliche Nebenwirkungen
39Therapie depressiver StörungenAuswahlkriterien
Antidepressiva nach STEPS-Modell
- Safety (Sicherheit)
- Interaktionspotenzial
- Tolerability (Verträglichkeit)
- Akut- und Langzeitverträglichkeit
- Efficacy (Wirksamkeit)
- Wirkeintritt
- Behandlung und Prophylaxe
- Wirksamkeit bei Subpopulationen
- Simplicity (Einfachheit)
- Dosierungsschema
- Notwendigkeit besonderer Untersuchungen
Preskorn SH Selection of an antidepressant. J
Clin Psychiatry 1997 58 Suppl. 6 3-8
40Gliederung
- Affektive Störungen Unipolare Störungen
Depression / (Manie) - Affektive Störungen Bipolare Störungen
41Epidemiologie der bipolaren Störungen
- Bipolare Störungen betreffen Schätzungen zufolge
weltweit etwa 1 der Menschen. - Krankheitsbeginn ist zumeist zwischen dem 15. und
24. Lebensjahr, die Zeitspanne bis zur korrekten
Diagnose beträgt 5 bis 10 Jahre. - Die Inzidenz ist bei Frauen und Männern gleich.
- 1/3 der Erkrankten unternimmt einen
Suizidversuch, 10 bis 15 mit Erfolg. - Die Rezidivrate beträgt 90.
- Die ökonomische Belastung ist hoch.
Goodwin und Jamison. Manic-Depressive Illness
1990 Woods. J Clin Psychiatry 200061(suppl
13)38-41
42Bipolare Störung Unerkannt und zu selten
diagnostiziert
Screening in den USA mittels
Mood Disorders Questionnaire (MDQ)
Prävalenz der Bipolar-I- und Bipolar-II-Störung 3,4 / 3,7
Nach Forschungskriterien korrekt als bipolar erkrankt diagnostiziert 20
Als unipolar depressiv fehldiagnostiziert 31
Weder als bipolar noch als unipolar depressiv diagnostiziert 49
Adjustiert auf die US-Bevölkerungsdaten des
Jahres 2000 Adjustiert auf geschätzten Bias
durch MDQ-Beanwortungsunterschiede
Bipolar Spectrum Disorders, Prevalence and Impact
Project, 2001
Hirschfeld et al. J Clin Psychiatry 20036453-59
43Diagnostische Schwierigkeiten bei bipolarer
Störung
- Symptomüberschneidungen mit anderen Erkrankungen
führen zur Fehldiagnose - Speziell die Abgrenzung zu rezidivierender
Depression und zur schizoaffektiven Störung ist
problematisch - Überbewertung der momentanen Symptomatik bei zu
engem Zeitfenster der Patientenbeobachtung.
Entscheidend für die Diagnose ist der Verlauf im
Längsschnitt - Fehlende Krankheitseinsicht beim Patienten
- Es liegen häufig komorbide Erkrankungen wie z. B.
Angsterkrankungen, Essstörungen und
Substanzmissbrauch vor - Kinder / Jugendliche (Fehldiagnosen,
Stigmatisierung)
Evans. J Clin Psychiatry 200061(suppl 13)26-31
44Bipolare Störungen ein Überblick
- Die bipolaren Störungen umfassen unterschiedliche
Krankheitsepisoden, die als manisch, hypomanisch,
depressiv, gemischt oder euthym beschrieben
werden - Die Symptome sind Überzeichnungen normaler
Stimmungszustände wie z. B. Traurigkeit, Freude,
Reizbarkeit, Wut und Kreativität - Depressive Zustände sind mit Abstand am
häufigsten - Trotz nachgewiesen wirksamer Therapiemöglichkeiten
sind nur 30 der Erkrankten in Behandlung - Einer von vier bis fünf unbehandelten Patienten
stirbt durch Suizid
Judd et al. Arch Gen Psychiatry 200259530-537
45Bipolare Patienten leiden fast die Hälfte ihrer
Lebenszeit an den Symptomen der Erkrankung
n 146 Follow-up 12,8 Jahre
Judd et al. Arch Gen Psychiatry 200259530-537
46Die bipolare Störung ist vielgestaltig
47Hypomanie
Bipolare Störung I
Zyklothymie
Bipolare Störung II
48Diagnose-Übersicht (DSM-IV-Text Revision)
Bipolar I MDE Manische Episode Gemischte Episode Bipolar II MDE Patient ist hypomanisch oder depressiv Eine manische oder gemischte Episode ist niemals aufgetreten Zyklothymia Wechselnde Stimmungszustände, die die Kriterien für eine depressive, manische oder gemischte Episode nicht vollständig erfüllen Bipolar NOS (NOS anderweitig nicht spezfiziert) Die Kriterien für einen spezifischen Subtyp der bipolaren Störung werden nicht erfüllt
49Diagnose-Übersicht (ICD-10)
Bipolare affektive Störung F31.0-31.7 Manische Episode, Depressive Episode oder Gemischte Episode Sonstige bipolare affektive Störungen F31.8 Patient ist hypomanisch oder depressiv Rapid Cycler Eine manische oder gemischte Episode ist niemals aufgetreten Zyklothymia F34.0 Wechselnde Stimmungszustände, die die Kriterien für eine depressive, manische oder gemischte Episode nicht vollständig erfüllen Nicht näher bezeichnete bipolare affektive Störung F31.9 Die Kriterien für einen spezifischen Subtyp der bipolaren Störung werden nicht erfüllt
50Symptome der Manie/Hypomanie
- Gehobene Stimmung/Reizbarkeit/Aggressivität
- Überhöhtes Selbstwertgefühl/Grandiosität
- Verringerter Schlafbedarf
- Rededrang
- Gedankenrasen
- gesteigerte Ablenkbarkeit
- Überaktivität/Agitiertheit
- Bevorzugung angenehmer Aktivitäten
- ?3 Symptome, ? 1 Wo Bipolar-I-Störung,
manische Episode nach DSM-IV
51Unterschiede zwischen Hypomanie und Manie
- Manie
- Schwer ausgeprägte Symptome
- Schwere Beeinträchtigungen
- Schwer beeinträchtigte Urteilsfähigkeit
- Psychotische Symptome
- Erfordert häufig eine stationäre Behandlung
- Erfordert eine Akuttherapie mit
Stimmungsstabilisierer und/oder Antipsychotikum
- Hypomanie
- Leicht ausgeprägte Symptome
- Geringfügige bis leichte Beeinträchtigungen
- Geringfügig bis leicht beeinträchtigte
Urteilsfähigkeit - Spricht gewöhnlich auf die ambulante Behandlung
an - Schlafregulierung und/oder Benzodiazepine können
die Episode manchmal beenden
52Ziele des Disease Management
- Senkung von Morbidität und Mortalität
- Kontinuierlich wirksame Therapie (akut und
rezidivprophylaktisch) - Verbesserung der Compliance
- Frühe Erkennung beginnender Episoden
- Minimierung funktioneller Beeinträchtigungen
- Förderung geregelter Alltagsaktivitäten und
Regelmäßigkeit des Schlafverhaltens - Aufmerksamkeit gegenüber Stressoren
- Psychoedukation des Patienten und seiner Familie
APA Practice Guidelines, 2002
53Funktionelle und syndromale Behinderung im Rahmen
bipolarer Störungen
6 Monate
2 Jahre
Zeit nach der ersten Hospitalisierung
Tohen M. et al. Am J Psychiatry 2000 157(2)
220-228
54Behandlungsziele
- Akute Phase
- Remission der Symptome
- Rezidivprophylaxe
- Weitestgehende Symptomreduktion
- Anhebung des Funktionsniveaus des Patienten
- Minimierung medikamentöser Nebenwirkungen/
Compiance - Unterstützung des Patienten und seiner Familie/
Psychoedukation/ Frühsymptome
APA Practice Guidelines, 2002
55Therapeutische Herausforderungen
- Bipolare Störungen sind nicht heilbar
- Non-Compliance ist sehr häufig
- Es bestehen Symptomüberschneidungen mit anderen
Krankheitsbildern - Wirksamkeit (akut und unter Langzeitbedingungen)
- auf alle Symptombereiche
- auf alle Phasen der Erkrankung (Stimmungsstabilisi
erung) - auf die Suizidalität
- Sicherheit und Verträglichkeit
- Komorbidität
Brady. J Clin Psychiatry 200061suppl 1332-37
56Danke für Ihre Aufmerksamkeit
57Datenlage zur Psychotherapie bei der Bipolaren
Störung
- 8 kontrollierte Studien zu Psychoedukation und
kognitiver VT zeigen eine gute Wirksamkeit - Gruppentherapien
- Psychoedukation scheint eher gegen den Rückfall
in die Manie zu schützen (Cave verschiedene
Komponenten) - Kognitive VT scheint eher gegen den Rückfall in
die Depression zu schützen
Gonzales-Pinto, Rew. 2003
58 Psychoedukation in der Prophylaxe der Bipolaren
Störung
- BP I BP II, n120, 6Mo in Remission,
randomisiert, kontrolliert, einfach blind - Intervention 21 Sitzungen, 1/Wo
- Psychoedukation Krankheitseinsicht,
Früherkennung, Compliance, Lebensstil/
struktur - Kontrolle stützende Gespräche
- Follow-Up 2 Jahre, kontrolliert betr.
Begleitmedikation
(Colom et al. 2004)
59Affektive Phase plt 0.003
Depressive Phase plt 0.001
Manie plt 0,006
Gemischte Phase plt 0.05
Manie
60Hippocampus
- Subcorticale Struktur des limbischen Systems
(Temporallappen) - Wichtig für
- Gedächtnis
- Affektregulation
- Sexualität
61Erscheinungsformen der Depression
- MDE, rez. Depressive Störung
- Post-partum depression
- Prämenstruelles dysphorisches Syndrom
- Altersdepression (Involutionsdepression)
- Saisonale Depression
- Double Depression
- Minor Depression
- Atypische Depression
- Rezidivierende kurze depressive Störung
62Triadisches System der psychiatrischen
Klassifikation(Jaspers, Schneider, Huber) nach
Möller, 2001
Schichtregel
Primär umweltbedingt
Primär substratbedingt
Abnorme Erlebnisreaktionen
Abnorme Verstandesanlagen
Abnorme Variationenseelischen Wesens
I
Somatische Variationen
AbnormeEntwicklungen
AbnormePersönlichkeiten
AffektivePsychosen
EndogenePsychosen
II
Schizophrenien
Krankheitsfolgen
Primäre Hirnerkrankungen
Körperlich begründbare Psychosen
III
HirnbeteiligendeKörperkrankheiten
63Allgemeines Modell psychischer Störungen
Körperliche Faktoren(angeboren odererworben)
Psychosoziale Faktoren(Erziehung, Traumata etc.)
DispositionVulnerabilität
Protektive Faktoren(social support,Coping-Ressou
rcen)
UncharakteristischeKrankheitszeichen
Aktuelle Belastung(life events)
Manifeste Erkrankung
Therapie,Bewältigung
Rückfallrisiko
Gesundung
Chronifizierung
(nach Möller, 2001)
64Veränderungen im HPA-System
- Hypercortisolismus
- vergrößerte Nebennierenrinde
- Non-Suppression im DST
- verminderte ACTH Freisetzung nach CRH-Stimulation
- verstärkte Cortisolfreisetzung nach
ACTH-Stimulation - Überschießende Antwort im kombinierten Dex/
CRH-Test
Holsboer 1999